Una Vita per i Bergamaschi - ein Leben für die Bergamasker

Maria Andreoli, die große alte Dame der Bergamaskerzucht, starb am 26.Oktober in Vercelli, Italien, wo sie seit 40 Jahren ihre Pastori Bergamasco züchtete.

1966 brachte sie ihren ersten Bergamasco-Welpen mit nach Hause – ohne zu ahnen, das dieses flauschige Tierkind ihr ganzes Leben nachhaltig verändern sollte. Dieser Welpe war der Beginn einer außerordentlichen Erfolgsstory, ihm sollten über 500 weitere folgen, die im Laufe dieser Zeit in ihrer Zuchtstätte „Dell’Albera“ inmitten der Reisfelder von Vercelli das Licht der Welt erblickt haben, darunter unzählige Champions, etliche Weltsieger und Show-Winner...

Als promovierte Biochemikerin erforschte Maria Andreoli die genetischen Grundlagen der Hundezucht und die speziellen genetischen Grundlagen des Pastore Bergamasco. Sie wollte Hundezucht systematisch - nach wissenschaftlichen Kriterien betreiben – und ihre Zuchterfolge nicht mehr oder weniger dem Zufall überlassen und die Qualität ihrer Hunde gab ihr Recht! Ihre Erkenntnisse fasste sie in zwei Büchern zusammen, die jedoch leider nur in italienisch oder in englischen Privatübersetzungen erhältlich sind, meines Wissens nach ist dies bisher die einzige Literatur, die sich gezielt mit den genetischen Grundlagen der Bergamaskerzucht befasst - für mich übrigens auch ein Grund, italienisch zu lernen...

Mit ihrem beachtlichen kontinuierlichen Einsatz in Zucht und Verbreitung des Pastore Bergamasco hat Maria Andreoli sicher einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt dieser Rasse geleistet. Sie dachte auch über ihre Landesgrenzen hinaus und etablierte den Pastore Bergamasco mit neuen Zuchtstätten auf der ganzen Welt, u.a. in den USA, Canada, Schweden und den Niederlanden.

Sicherlich ist auch dem einen oder anderen Klub-Mitglied noch in lebhafter Erinnerung, mit welcher Souveränität dieses zierliche Persönchen – von ihren Freunden übrigens zärtlich „Pupa“ – Püppchen genannt - ihr Hunderudel auch auf deutschen Ausstellungen als uneingeschränkte Herrin ohne Leinen dirigierte oder inmitten ihrer Hunde am Ring in aller Seelenruhe strickte.
Ich bedauere sehr, Maria Andreoli nicht mehr persönlich kennen gelernt zu haben. Deshalb habe ich unter anderem Heike Langeloh, übrigens Kanadas einzige Bergamasco-Züchterin, befragt, was ihr zu Maria Andreoli einfällt. Hier ist ihre kleine Geschichte: “Ich habe ein Bild vor meinem geistigen Auge, so klar, als wäre es gerade erst geschehen. Anlässlich der Welthundeausstellung in Mailand 2000 war Maria eine großzügige Gastgeberin und ich der dankbare Gast. Ich war dort, um diese wundervollen Hunde zu sehen, nach denen ich so voller Entschlossenheit gesucht habe - die Bergamascos. Als ich so auf Maria’s Anwesen umherwanderte, beobachteten mich die Hunde interessiert, einige mit einem amüsierten Lächeln und andere ignorierten mich einfach und gingen ihren eigenen Beschäftigungen nach. Was mich betraf, ich fühlte mich, wie bei den Dreharbeiten für einen Science-Fiction-Film: der markante Umhang der erwachsenen Hunde gab ihnen ein surreales und fast außerirdisches Aussehen, was mich begeisterte. Da ich wusste, dass Maria mehrere Hunde für die Weltausstellung gemeldet hatte, rechnete ich mit einer umfangreichen Organisation, die notwendig sein würde, um alle Hunde und Menschen in den bereitstehenden Van zu bugsieren, durfte dann aber völlig fasziniert erleben, dass alle Tiere ruhig und sicher in den Van hopsten und sich niederließen – ein Bergamasco-Teppich von Wand zu Wand. (...). Als wir uns dem Ausstellungsgelände in Mailand näherten, wurde mir schlagartig klar, dass die Hunde von einem Parkplatz erst noch zur Ausstellung durch diese Großstadt geführt werden mussten. Es war die morgendliche turbulente Rush-Hour. Wir alle stiegen aus und ließen die Hunde raus. Was dann kam, war völlig faszinierend: Maria nahm einen Hund an eine superdünne Vorführleine und bat uns, an der Straßenseite hinter unserem kleinen haarigen Convoy her zu gehen. Jeder Hund nahm völlig ruhig seine Position ein und alle folgten Maria – unangeleint. Als ich diese Szene betrachtete, versank der gesamte Straßenlärm um uns – es zählte nur noch das Bild, das diese Hirtin und ihre Herde in diesem Moment schufen, während sie gemeinsam lautlos zum Eingang der Weltausstellung gingen. Das ist ein Bild, das ich bis heute in meinem Herzen bewahrt habe und das für mich für die Leistung dieser Pionierin steht. Den Pastore Bergamasco gibt es heute nur noch dank dem Einsatz von solchen Menschen wie Maria. Mir ist die besondere Ehre zuteil geworden, sie kennen lernen zu dürfen – Thank You, Pupa!"

Dem ist nichts hinzuzufügen... außer vielleicht noch, auf Maria Andreolis umfangreiche Internetseite hinzuweisen, die etwas von ihrer Leidenschaft für ihre Bergamaschi erahnen lässt:
hwww.albera-kennel.it