Der offizielle Rassestandard .....................zurück

FCI-Standard Nr. 194 /21.10.1992 / D

Ursprung: Italien /27.11.1989

Übersetzung: Frau Michéle Schneider u. Frau Ruth Binder-Gresly

Verwendung: als Hirtenhund liegen seine Aufgaben im Führen und Beschützen der Herden.

FCI Einteilung:
Gruppe 1 Hütehunde u. Treibhunde
Sektion 1 Schäferhunde – ohne Arbeitsprüfung


Kurzer geschichtlicher Abriss: diese alte Rasse von Hirtenhunden war über die gesamte italienische Alpenregion verbreitet; in den Bergamasker Tälern, wo die Schafzucht stark entwickelt war, war der Bestand dieser Hunde ganz besonders groß.

Allgemeine Erscheinung: der Bergamasker Hirtenhund ist ein Hund mittlerer Größe, von rustikalem Aussehen, mit reichlich Fell an allen Körperpartien, kräftig gebaut, aber dabei sehr gut proportioniert. Seine Gestalt ist die eines Hundes von mittleren Proportionen, dessen Körper sich mit einem Quadrat umfahren lässt. Sowohl in Bezug auf seine Größenverhältnisse (Heterometrie = normale Verhältnisse zwischen der Größe und den verschiedenen Körperteilen) also auch bezüglich der Profile (Alloidismus = Konkordanz zwischen Kopf- und Körperprofil) ist er harmonisch.

Wichtige Proportionen: die Körperlänge, gemessen zwischen Buggelenk (Gelenk zwischen Schulterblatt und Oberarmbein) und Sitzbeinhöcker (Ischiumspitze), entspricht der Widerristhöhe (der Körper lässt sich demnach mit einem Quadrat umschreiben). Nicht erwünscht, aber zulässig ist eine leichte Abweichung von diesen Proportionen, die aber keinesfalls ein oder zwei Zentimeter überschreiten darf. Die Kopflänge erreicht 4/10 der Widerristhöhe. Die Brusttiefe muss 50% der Widerristhöhe erreichen.

Verhalten und Wesen: die Aufgabe des Bergamasker Hirtenhundes liegt im Führen und Bewachen der Herde, eine Arbeit, für die er sich dank seiner Wachsamkeit, seiner Konzentrationsfähigkeit und seines psychischen Gleichgewichts beispielhaft eignet. Seine Gelassenheit und Geduld machen ihn zum idealen Wach- und Begleithund und befähigen ihn zu den unterschiedlichsten Aufgaben. Mit dem Menschen geht er eine enge Bindung ein.

Kopf: die Fanglänge entspricht der Schädellänge. In seiner Gesamtheit quaderförmig, erscheint der Kopf groß. Die Haut darf nicht dick sein, sondern muss gut auf dem Unterlagsgewebe aufliegen und darf keine Falten bilden.

Hals: das obere Profil ist leicht konvex. Der Hals ist wenig kürzer als der Kopf: in gestrecktem Zustand beträgt die Halslänge nicht mehr als 80% der Kopflänge. Der Halsumfang muss, auf halber Länge gemessen, mindestens das Doppelte der Halslänge erreichen. Die Haut ist niemals lose, zeigt demnach auch nie den Ansatz einer Wamme. Das Haar muss sehr dicht sein.

Rumpf:

Rute: sie ist im hintersten Drittel der Kruppe angesetzt, dick und kräftig an der Wurzel und verjüngt sich zur Rutenspitze hin. Sie ist mit leicht gewelltem "Ziegenhaar" bedeckt. Ihre Länge erreicht 60 bis 65% der Widerristhöhe und sie reicht bei normalem Stand des Hundes leicht bis zum Sprunggelenk; vorzugsweise sollte sie aber kürzer sein. In der Ruhestellung wird die Rute als "Säbelrute" getragen, d.h. in ihren vorderen Dritteln fällt sie herab, im letzten Drittel ist sie leicht aufgeboten. In der Bewegung schwingt sie der Hund wie eine Flagge.

Gliedmaßen:

Hintere Gliedmaßen: ausgewogen und proportioniert zur Gesamterscheinung des Hundes. Sowohl von der Seite wie auch von hinten betrachtet, sind sie senkrecht gestellt.

Gangart: langer und freier Schritt; der recht lange, ausdauernde Trab ist die bevorzugte Gangart. Dank seines Körperbaus kann der Hund leicht in den normalen Galopp wechseln, eine Gangart, die er sogar ziemlich lange durchhalten kann.

Haut: gut am Körper anliegend; sie muss überall dünn sein, besonders aber an den Ohren und an den vorderen Gliedmaßen, Hals ohne Wamme und Kopf ohne Falten. Schleimhäute und Nickhaut müssen schwarz sein.

Haarkleid (Fell): sehr reichlich, sehr lang und je nach Körperregion verschieden. Es ist von harscher Textur (Ziegenhaar), besonders auf der vorderen Körperhälfte. Von der halben Brust ab nach hinten und auf allen Gliedmaßen tendiert es zur Zottenbildung oder ist, je nach Alter des Hundes, bereits zottig. Diese Zotten müssen oben auf der Rückenlinie ansetzen und über die Körperseiten herabfallen. Auf dem Kopf ist das Haar weniger rau und es verdeckt die Augen. Auf den Gliedmaßen muss das Haar überall gleichmäßig verteilt sein und weiche Zotten bilden, die in Richtung Boden herabhängen. Das Haar bildet auf den vorderen Gliedmaßen längliche, säulenförmige Zotten, auf den hinteren Gliedmaßen flockenförmige Zotten ohne Fransenbildung. Die Unterwolle ist dermaßen kurz und dicht, dass sie nicht leicht die Haut sehen lässt. Sie muss sich fett anfühlen.

Größe: die ideale Widerristhöhe beiträgt für Rüden 60 cm mit einer Toleranz von 2 cm nach oben oder unten. Für Hündinnen beträgt sie 56 cm, ebenfalls mit einer Toleranz von 2 cm nach oben oder unten.

Gewicht: Rüden 32-38 kg, Hündinnen 26-32 kg.

Fehler: jede Abweichung von der vorstehenden Beschreibung stellt einen Fehler dar, der bei der Formwertbeurteilung je nach Schwere und Ausmaß zu strafen ist. Dies gilt auch für Hunde mit zu kleinem Kopf und für solche, die ständig im Paß gehen.

Auschlussfehler: divergierende oder konvergierende Profillinien von Schädel oder Fang. Ausgeprägter oder entstellender Vorbiss. Beidseitiges Schielen. Teilweise depigmentierter Nasenschwamm. Größe über oder unter das im Standard festgesetzte Maß, die Toleranzwerte miteinberechnet. Posthornrute.

Disqualifizierende Fehler: Nasenschwamm völlig depigmentiert. Nasenrücken: Ramsnase oder konkaver Nasenrücken. Beidseitig völliger Pigmentverlust der Lidränder, Verschiedenfarbigkeit der Iris (selbst wenn nur einseitig). Kiefer: Rückbiss. Rute: Rutenlosigkeit, Stummelrute, auf dem Rücken eingerollte Rute. Haarfarbe: weiß auf mehr als 1/5 der Gesamtoberfläche. Völlig depigmentierter Lefzenrand.

Rüden müssen zwei offensichtlich normale und völlig ins Skrotum abgestiegene Hoden aufweisen.

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